Allianz-Umfrage
Zu wenige Azubis nutzen staatlich geförderte Altersversorgung
31. Oktober 2010 | Beruf & Leben Drucken | Weiterempfehlen |Wissen zur Altersvorsorge steigt mit Schulbildung und Alter / Großes Potenzial für bAV und Riester / Knapp ein Drittel der Azubis mit Abitur nutzt bAV.
Nur wenige Azubis nutzen die staatlich geförderte Altersvorsorge. Lediglich 8% sorgen über eine Riester-Rente und 14% über eine Entgeltumwandlung bzw. betriebliche Altersver-sorgung (bAV) fürs Alter vor. Dies zeigt eine aktuelle bundesweite Umfrage der GfK Marktforschung im Auftrag der Allianz zum Sparverhalten von 500 Auszubildenden im Alter zwischen 15 und 25 Jahren.
In der Beliebtheitsskala stehen das Sparbuch bzw. Festgeld-konto (57%), der Bausparvertrag (23%) und die private Lebens- und Rentenversicherung (15%) höher im Kurs. „Offenbar verzichtet eine große Mehrheit junger Menschen auf die staatliche Förderung. Dies ist sehr bedauerlich, weil Riesterverträge selbst bei kleinen Beiträgen aufgrund der staatlichen Zulagen und des Zinseszinseffekts über lange Zeit-räume zu einer spürbaren Verbesserung der Versorgung im Alter führen,“ sagt Michael Hessling, Vorstandsmitglied der Allianz Lebensversicherungs-AG
Sparneigung abhängig vom Schulabschluss und Alter
Die Ergebnisse zeigen: Rund drei Viertel der Befragten (76%) legen mindestens einmal im Jahr einen Teil ihres Geldes auf die hohe Kante. Azubis mit Abitur sparen am häufigsten (87%), gefolgt von Berufsanfängern mit mittlerer Reife (76%) und den Hauptschülern (65%).
Mehr als die Hälfte (55%) der 20 bis 22-Jährigen legt regelmäßig monatlich Geld zurück. Bei den 15 bis 17-Jährigen bzw. 18 bis 19-Jährigen sparen dagegen nur 35% bzw. 34% regelmäßig. Damit wird deutlich: Je jünger die Azubis sind, desto eher verbrauchen sie ihren Lohn.
Gründe fürs Sparen
Die meisten Befragten sparen für größere Anschaffungen (61%) und die finanzielle Absicherung in Notfällen (37%). Vor allem Berufsanfänger mit Abitur haben Großes vor: 70% legen ihr Geld für die Erfüllung eines Traums, wie ihr erstes eigenes Auto, zur Seite. Bei Real- und Hauptschülern ist dieser Gedanke weniger stark ausgeprägt (62% bzw. 51%). Dagegen schätzen ehemalige Gymnasiasten und Realschüler die Notwendigkeit, sich gegen Notfälle finanziell abzusichern, nahezu gleich ein (43% bzw. 39%). Azubis mit Hauptschulabschluss hingegen sorgen deutlich weniger für finanzielle Engpässe vor (29%).
Azubis mit Abitur sparen am häufigsten fürs Alter
Lediglich 17% der Auszubildenden legen Geld für ihre Altersvorsorge zurück, obwohl nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung das durchschnittliche Nettovermögen der Altersgruppe der 18 bis 24-Jährigen im Jahr 2007 rund 7.000 Euro betrug. Spitzenreiter unter den Befragten sind wieder die Azubis mit Abitur: 37% halten eine Investition in die eigene Altersvorsorge für richtig, während nur knapp jeder zehnte Real- und Hauptschüler in die eigene Altersvorsorge investiert. Empfehlenswert ist, dass man spätestens mit dem Eintritt ins Berufsleben mit dem Aufbau der eigenen Altersversorgung beginnen sollte.
Staatlich geförderte Altersvorsorge wenig genutzt
Viele Auszubildende nutzen die Unterstützung des Staates beim Sparen für den Lebens-abend nur unzureichend. Nur insgesamt 8% der Befragten haben eine Riester-Rente. Dabei lockt besonders hier der Staat mit einer attraktiven Förderung: Berufsstarter unter 25 Jahren erhalten im ersten Jahr des Einstiegs in die Riester-Rente nicht nur die 154 Euro Grundzulage, sondern auch einmalig weitere 200 Euro Bonus. Dafür müssen sie lediglich 4% ihres Vorjahresgehaltes investieren.
Bei einem Lehrlingsgehalt von z.B. 8.000 Euro im Jahr, würde der Staat den eigenen Sockelbeitrag von 60 Euro um immerhin 354 Euro erhöhen. Es ist richtig, dass der Staat gerade junge Leute besonders fördert, weil diese Generation später die Hauptlast der ungünstigen demographischen Entwicklung tragen muss. Auch bei der betrieblichen Alterversorgung gibt es jede Menge Nachholbedarf. So nutzen hier nur 14% aller Befragten die Möglichkeit der Entgeltumwandlung, d.h. viele verschenken hier ebenfalls Geld. Denn alle Azubis, die mehr als 345 Euro im Monat Gehalt bekommen, müssen ihren Arbeitnehmeranteil an der Sozialversicherung selbst tragen. Mit Hilfe einer Entgeltumwandlung sparen Azubi und Betrieb jeweils die Sozialversicherungsbeiträge auf den umgewandelten Gehaltsteil.
bAV noch weitgehend unbekannt
Knapp zwei Drittel der Befragten (63%) kennen die Möglichkeit der Entgeltumwandlung nicht, obwohl Arbeitgeber häufig etwas dazu geben und manche Tarifverträge, wie beispielsweise in der Metall- und Chemiebranche, sie sogar dazu verpflichten. Das Wissen über die Möglichkeit einer betrieblichen Altersversorgung steigt deutlich mit dem Schulabschluss. Während 80% der befragten Azubis mit Hauptschulabschluss keinerlei Kenntnisse haben, kennen bei den ehemaligen Gymnasiasten 62% diese Altersvorsorgeform.
Nur 13% wissen, dass über bAV Kindergeld gerettet werden kann
Es gibt die Möglichkeit, das Kindergeld mit Hilfe einer bAV zu retten. Wenn die Azubis zwischen 18 und 25 Jahre alt sind, hängt die Zahlung des Kindergelds vom Einkommen des Kindes ab. Sind die Einkünfte des Azubis höher als netto 8.004 Euro im Jahr (monatlich 667 Euro) – auch Gratifikationen, Zinserträge, Mieteinnahmen oder ein 400-Euro-Job zählen zu den Einkünften – wird kein Kindergeld mehr an die Eltern gezahlt. Damit gehen jährlich mindestens 2.208 Euro verloren. Eine bAV mittels Entgeltumwandlung kann hingegen so gestaltet werden, dass die Nettoeinkünfte unter 8.004 Euro im Jahr sinken.